Dienstag, 27. September 2011

Sonntags in Bangalore


Am vergangenen sonnigen Sonntag traf ich mich mit Stephan, der gerade sein Praktikum bei einer indischen Unternehmensberatung in Bangalore macht, im Cafe Max. 
Das Café befindet sich auf der Dachterrasse des Goethe-Instituts und verwöhnt nach dem dort angebotenen Deutschunterricht mit gutem deutschen Essen wie z.B. Schnitzel mit Pommes, Bratwurst und Kartoffelsalat oder Marmor- und Streuselkuchen. Dass Inder als Fremdsprache gerne Deutsch lernen war mir ja noch von meiner Orientierungswoche her bekannt, als mich ein Inder an gleiche Stelle in fließendem akzentfreiem Deutsch begrüßte (Es stellte sich aber heraus, dass er längere Zeit in D studiert und gearbeitet hat)
Nach dem Schnitzel-Verzehr wollten wir uns eigentlich auch mal eine Universität aus der Nähe ansehen und sind auch zum Institute of Science gefahren, doch leider waren die Sicherheitsleute an der Pforte des komplett umzäunten Campus nicht zu überreden... schließlich war ja kein Besuchertag.

Weiter ging's zum Cubbon Park, der als Central Park von Bangalore ein Spaziergehparadies für viele Inder darstellt. Uns bis auf die benachbarten Regierungsgebäude aber nicht sonderlich beeindrucken konnte.

Also ging's weiter zur UB-City, was für Bangalore in etwa das ist, was für Berlin sein Potsdamer Platz. Nur, dass UB für United Breweries und damit für den Brauereikonzern steht, der mit seinem Kingfisher-Bier den ganzen Subkontinent versorgt. In den Wolkenkratzern finden sich Nobelgeschäfte, -restaurants und -apartments, die auf europäischem Preisniveau liegen.




Auf der Suche nach etwas bodenständigerem kehrten Stephan und ich schließlich im nahe gelegenen The Biere Club ein. In dieser bayrisch dekorierten Bar mit angeschlossener Hausbrauerei wurde gerade Oktoberfest gefeiert. Das nach deutschem Rezept gebraute Bier konnte mich geschmacklich durchaus überzeugen. So kam es, dass ich dort mein erstes Hefeweizen auf indischem Boden trank. Prosit India!
 

Samstag, 17. September 2011

Auf Stippvisite im Punjab


Dem Ruf des Kunden folgend ging es am Mittwoch auf Dienstreise in die nördlichen Provinzen, genauer gesagt ins ferne Hoshiarpur nahe der pakistanischen Grenze. Der Flug nach Delhi war ja schon nichts neues mehr, obwohl, wie ich finde, der Flughafen immer wieder einen Besuch wert ist. Die Empfangshalle mit den übergroßen Mudras an der Wand (den traditionellen indischen Handgesten) hat es mir irgendwie angetan.
 
Diesmal ging es weiter mit der Metro und zwar auf der erst Anfang des Jahres eröffneten neuen Airport-Express-Linie. Wenn man diese so wie ich zum ersten Mal betritt, staunt man nicht schlecht und fragt sich sehr wahrscheinlich, ob man wirklich noch in Indien ist. Bahnhöfe sowie Züge sind top modern, sauber, leise, gut klimatisiert und vor allem nicht überfüllt! Und an den Ticketschaltern wird sogar geordnet in Reihen angestanden!

Im Stadtzentrum angekommen ging es sogleich zum Autorikscha-Stand. Interessanterweise musste selbst Kollege Chavan als Einheimischer erst einmal tüchtig um den Fahrpreis feilschen. Für am Ende 50 Rupien (Anfangspreis 200!) brachte uns der Fahrer schließlich innerhalb einer Viertelstunde sicher durch das Verkehrsgetümmel zum bevorzugten Restaurant, wo wir uns vor der Weiterreise noch mit einem zünftigen Mittagessen stärkten. 

Wieder zurück am Bahnhof durften wir immerhin noch eine Stunde bis zur Ankunft des Zuges im schwülen Klima eines überfüllten Warteraumes ausharren. Die anschließende 4,5-Stündige Zugfahrt im klimatisierten Großraumwagen war allerdings dann durchaus komfortabel. Im Bereich der Tische befanden sich sogar Laptop-Steckdosen! So ließ sich bequem noch ein 3,5-Stündiger Bollywoodstreifen anschauen, den mir ein Kollege mitgegeben hatte. Er hieß „Lagaan“ und ist hierzulande ein Klassiker. Er spielt in der britischen Besatzungszeit und erzählt erfrischend unkitschig über die Anfänge des Kricketspiels in Indien. Damit spricht er quasi aus der indischen Seele heraus und wird hierzulande sogar in Teambuilding-Seminaren gezeigt. Auf jeden Fall ein sehr zu empfehlender Film.
Service wird in indischen Zügen offenbar ziemlich groß geschrieben: Alle 15 Minuten wuselten Service-Inder mit allerlei warmen und kalten Speisen, Snacks und Getränken durch den Gang... und das Beste: Alles schon im (durchaus erschwinglichen) Fahrpreis inbegriffen. Davon sollte sich die deutsche Bahn mal eine Scheibe abschneiden!
Angekommen im 5-Sterne-Hotel in Jalandhar galt es dann nur noch das Carlsberg-Bier aus der Minibar zu befreien, auszutrinken und ins Bett zu fallen ...
Der Weg zum Kunden führte meine Kollegen und mich am nächsten Morgen über völlig überflutetet Straßen, während der Monsun weiter über uns wütete. Teilweise bangte ich bei jedem durchquerten Schlagloch, ob es nun dasjenige sein würde, in dem der Wagen endgültig absaufen würde... gottseidank blieb uns das aber erspart. Die meterhohen Wasserfontänen, die wir links und rechts von unserem Wagen erzeugten, waren jedoch wirklich beachtlich!
Auf dem Rückweg am Abend war von dem Unwetter kaum noch was zu erkennen. So gab es Gelegenheit die idyllisch grüne Landschaft und die Alleen mit ihren relativ gut intakten Asphaltstraßen zu bewundern. Zum Abendessen kehrten wir in ein traditionelles vegetarisches Punjabi-Restaurant ein, wo nicht nur das Ambiente und das Essen wie aus 1001 Nacht waren, sondern auch noch für musikalische Unterhaltung gesorgt wurde. Eine in bunten Trachten gekleidete Tanzgruppe führte die regionale Folklore auf. Es waren die typischen Punjabi-Melodien mit ihren energetischen, fast schon technomäßigen Rhythmen kombiniert mit den fröhlich jauchzenden Rufen der Tänzer, die mich in ihren Bann zogen. Nur zu Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte. Das Dargebotene sah aber in etwa so aus..


Und weil ich diesen Musikstil wirklich witzig finde, hab ich quasi als Zugabe hier noch ein paar Stücke zusammengestellt. Viel Spaß dabei... ;-)

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Sonntag, 11. September 2011

Hard Rock Cafe Bangalore

Dieses Wochenende war es an der Zeit, mal einen Ausflug ins Nachtleben von Bangalore zu unternehmen. Die Stadt kann, und das ist nicht unbedingt typisch für Indien, mit einer bunten Pub- & Barlandschaft aufwarten. Die Ausgehzeit beginnt hier schon so gegen 19 Uhr und ist aufgrund offizieller Vorgaben schon um 23 Uhr wieder vorbei (letzte Runde um 22.30 Uhr). Auch auf den Flyern vieler Clubs findet man diese Öffnungszeiten.
Entsprechend zeitig ließ ich mich von meinem Fahrer Ramesh abholen, um zusammen mit Kumpel Kiran durch die nächtlichen Straßen zu cruisen, mit lauter Dance-House Musik im Anschlag versteht sich (siehe Video unten). Angekommen im Hard Rock Cafe gab es erst mal eine Runde Kingfisher. Nach dem Studieren der Menükarte viel mein Blick auf etwas Begehrliches… Einen Rinderfilet-Burger mit Pommes! Konnte das sein? Würden die das hier hinbekommen? Fünfzehn Minuten Später wusste ich die Antwort: JA! Es schmeckte wirklich köstlich, so wie man es auch aus Deutschland kennt! Es war die umgerechnet 7 EUR wirklich Wert.
Mit uns am Tisch gesellten sich ein paar indische IT-Absolventen (Teils mit Punjabi-Turban) dazu, die ihr Bestehen zünftig mit Bier und Whiskey feierten. Im Hintergrund spielten Rockklassiker von Nirvana, Limp Bizkit und Bryan Adams und spätestens bei der Showtanzeinklage einiger als Cowboys verkleideter Inder zum Stimmungsklassiker YMCA tobte der ganze Saal. Nachdem unsere Tischnachbarn genügend angeheitert waren, ermunterte ich sie einige indische Mädels, die mindestens in 3er-Gruppen auftraten,  anzusprechen. Schließlich galt es ja der Zwangsheirat durch die Eltern zu entgehen ;-) Doch leider gab es für die Herren an diesem Abend nur Körbe und für mich die Erklärung, dass es sich hierzulande für eine Dame nicht gehöre, auf Anmachen in Bars zu reagieren. Dann wohl doch besser Zwangsheirat…

Hier noch ein kleines Musikvideo, das ich auf der Fahrt durch die Nacht gedreht habe...