Dem Ruf des Kunden folgend ging es am Mittwoch auf Dienstreise in die nördlichen Provinzen, genauer gesagt ins ferne Hoshiarpur nahe der pakistanischen Grenze. Der Flug nach Delhi war ja schon nichts neues mehr, obwohl, wie ich finde, der Flughafen immer wieder einen Besuch wert ist. Die Empfangshalle mit den übergroßen Mudras an der Wand (den traditionellen indischen Handgesten) hat es mir irgendwie angetan.
Diesmal ging es weiter mit der Metro und zwar auf der erst Anfang des Jahres eröffneten neuen Airport-Express-Linie. Wenn man diese so wie ich zum ersten Mal betritt, staunt man nicht schlecht und fragt sich sehr wahrscheinlich, ob man wirklich noch in Indien ist. Bahnhöfe sowie Züge sind top modern, sauber, leise, gut klimatisiert und vor allem nicht überfüllt! Und an den Ticketschaltern wird sogar geordnet in Reihen angestanden!
Im Stadtzentrum angekommen ging es sogleich zum Autorikscha-Stand. Interessanterweise musste selbst Kollege Chavan als Einheimischer erst einmal tüchtig um den Fahrpreis feilschen. Für am Ende 50 Rupien (Anfangspreis 200!) brachte uns der Fahrer schließlich innerhalb einer Viertelstunde sicher durch das Verkehrsgetümmel zum bevorzugten Restaurant, wo wir uns vor der Weiterreise noch mit einem zünftigen Mittagessen stärkten.
Wieder zurück am Bahnhof durften wir immerhin noch eine Stunde bis zur Ankunft des Zuges im schwülen Klima eines überfüllten Warteraumes ausharren. Die anschließende 4,5-Stündige Zugfahrt im klimatisierten Großraumwagen war allerdings dann durchaus komfortabel. Im Bereich der Tische befanden sich sogar Laptop-Steckdosen! So ließ sich bequem noch ein 3,5-Stündiger Bollywoodstreifen anschauen, den mir ein Kollege mitgegeben hatte. Er hieß „Lagaan“ und ist hierzulande ein Klassiker. Er spielt in der britischen Besatzungszeit und erzählt erfrischend unkitschig über die Anfänge des Kricketspiels in Indien. Damit spricht er quasi aus der indischen Seele heraus und wird hierzulande sogar in Teambuilding-Seminaren gezeigt. Auf jeden Fall ein sehr zu empfehlender Film.
Service wird in indischen Zügen offenbar ziemlich groß geschrieben: Alle 15 Minuten wuselten Service-Inder mit allerlei warmen und kalten Speisen, Snacks und Getränken durch den Gang... und das Beste: Alles schon im (durchaus erschwinglichen) Fahrpreis inbegriffen. Davon sollte sich die deutsche Bahn mal eine Scheibe abschneiden!
Angekommen im 5-Sterne-Hotel in Jalandhar galt es dann nur noch das Carlsberg-Bier aus der Minibar zu befreien, auszutrinken und ins Bett zu fallen ...
Der Weg zum Kunden führte meine Kollegen und mich am nächsten Morgen über völlig überflutetet Straßen, während der Monsun weiter über uns wütete. Teilweise bangte ich bei jedem durchquerten Schlagloch, ob es nun dasjenige sein würde, in dem der Wagen endgültig absaufen würde... gottseidank blieb uns das aber erspart. Die meterhohen Wasserfontänen, die wir links und rechts von unserem Wagen erzeugten, waren jedoch wirklich beachtlich!
Auf dem Rückweg am Abend war von dem Unwetter kaum noch was zu erkennen. So gab es Gelegenheit die idyllisch grüne Landschaft und die Alleen mit ihren relativ gut intakten Asphaltstraßen zu bewundern. Zum Abendessen kehrten wir in ein traditionelles vegetarisches Punjabi-Restaurant ein, wo nicht nur das Ambiente und das Essen wie aus 1001 Nacht waren, sondern auch noch für musikalische Unterhaltung gesorgt wurde. Eine in bunten Trachten gekleidete Tanzgruppe führte die regionale Folklore auf. Es waren die typischen Punjabi-Melodien mit ihren energetischen, fast schon technomäßigen Rhythmen kombiniert mit den fröhlich jauchzenden Rufen der Tänzer, die mich in ihren Bann zogen. Nur zu Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte. Das Dargebotene sah aber in etwa so aus..
Und weil ich diesen Musikstil wirklich witzig finde, hab ich quasi als Zugabe hier noch ein paar Stücke zusammengestellt. Viel Spaß dabei... ;-)