Dienstag, 6. Dezember 2011

Hogenakkal Falls


Das Ziel unseres letzten Sonntagsausfluges hieß Hogenakkal Falls. Die in einheimischer Bescheidenheit auch als Niagarafälle Indiens bezeichneten Wasserfälle sollen landschaftlich reizvoll gelegen und auch ein beliebtes Ausflugsziel für Badegäste sein.
Mit von der Partie war diesmal Kollege Rajagopal, der noch einen Freund mitbrachte und natürlich Valeri.
Wir brachen schon früh am Morgen auf, legten aber auf unserer Autofahrt über Land den ein oder anderen Halt ein. Zum einen damit sich einer unserer indischen Freunde noch einmal sein Frühstück durch den Kopf gehen lassen konnte (was wegen den Straßenbedingungen in Kombination mit der Fahrweise von Fahrer Ramesh eigentlich kein Wunder war) oder damit ein anderer es erst noch zu sich nehmen konnte.
Da konnten die anderen Affen am Straßenrand nur staunen. Den Weg in die plastikfreie Zone wies uns ein Hinweisschild, was offensichtlich auch dazu benutzt wird, um sich davor noch schnell des nicht kompostierbaren Restmülls zu entledigen.
Am Fluss Kaveri angekommen, der übrigens die Bundesstaaten Karnataka und Tamil Nadu voneinander trennt, konnte man schon von weitem badende Familien und Waschweiber in Aktion sehen. Aber auch die Herren der Schöpfung nutzen den Fluss gern, um ihre Mopeds darin zu baden. Etwas weiter flussabwärts konnte man zahlreiche Männer dabei beobachten, wie sie sich mit Massageöl einrieben und massierten bevor sie in die Fluten stiegen.
Die Massagetechnik wirkte jedoch nicht sonderlich ausgefeilt, bestand sie doch größtenteils aus heftigen Schlägen auf den Rücken. Zwischendurch gönnte man sich immer mal wieder einen guten Schluck aus der mitgebrachten Schnapsflasche und das indische Wellnesserlebnis war perfekt.
Nachdem wir eine Weile über den felsigen Untergrund gewandert waren, um die Fälle aus jedem Winkel begutachten zu können, stand Valeri und mir buchstäblich der Schweiß auf der Stirn - und nicht nur dort. Bei Temperaturen um die 30 °C und der drückenden Schwüle, in der kein Windzug ging, fühlten wir uns wie in einer Open-Air-Sauna. Mit diesem Wetter hatten wir jetzt im Winter in den Bergen nicht gerechnet und entsprechend auch leider keine Badesachen dabei.
Am Wegesrand boten einige Damen ihren fangfrischen und gut gewürzten Fisch an, den sie auf einer kleinen Feuerstelle in Öl frittierten. Nachdem wir die gegarten Stück mit Zeitungspapier vom überschüssigen Öl befreit hatten, boten sie ein durchaus schmackhaftes Mittagessen.
Für das Dessert kauften wir einem Jungen ein paar Stücke frisch geschnittene Ananas ab. Er schaute etwas verwundert, dass ich dankend ablehnte und kein Salz-Chili-Pulver darauf gestreut haben wollte, so wie unsere indischen Begleiter es bevorzugten.

Nach der Stärkung stand eine Bootstour auf dem Programm. Die runden Boote bestanden aus einem geflochtenen Korb, der mit einer geteerten Folie überspannt  und vom Bootsführer ganz geschickt mit nur einem einzigen Paddel angetrieben wurde. Doch bevor es soweit war musste Fahrer Ramesh vorgehen und den Preis aushandeln. Für am Ende 1000 Rupien (14,50 EUR) durften wir einsteigen und uns zu den tosenden Wassermassen am Fuße des Wasserfalles rudern lassen. 
Anschließend setzten wir ein paar hundert Meter weiter flussabwärts zum anderen Ufer über und traten eine kurze Wanderung zu einem weiteren Fall an. Dieser als auch die gesamte Landschaft um den Fluss waren wirklich sehr schön anzusehen.
Unser Bootsmann hatte das Boot derweil schon auf seinem Kopf zur nächsten Einstiegsstelle transportiert, um uns kurz darauf wieder zurück zum Startpunkt unserer Tour zu rudern.
Wieder an Land gab es noch eine kleine Krokodilfarm zu besichtigen, die sich wohl zum Ziel gesetzt hat, die einheimischen Bestände der Flusskrokodile aufzupeppeln. Sehr beruhigend, dass wir diese Burschen nur in ihren Gehegen angetroffen haben.
Auf dem Rückweg in die Stadt bestand unser Fahrer darauf einen kleinen Abstecher zum Haus seiner Schwester zu machen, wo die Frauen gerade eine Zeremonie für den ersten Kindergeburtstag eines Kleinen vorbereiteten. Sie boten uns scharf gewürztes Lammfleisch an, das wir auch brav probierten. Weiter ging es zur Hochzeitsfeier von Arbeitskollegen Surulivel.
Im Vergleich zur letzten Hochzeit die Valeri und ich besuchten, war die Stimmung dort diesmal recht ausgelassen. Nach dem Gebet des Bräutigams im nahe gelegenen Tempel, der vom ohrenbetäubenden, absolut disharmonischen Getröte einer Liveband erfüllt war (Tonausschnitt siehe unten), nahm man in der Marriage Hall die Glückwünsche und Geschenke entgegen. Das Brautpaar wirkte glücklich und da es für uns ein langer Tag war, wollten wir es dabei belassen und machten uns auf den Heimweg.


Noch ein paar weitere Bilder gibt es hier.