Der vergangene Freitag machte seinem Namen alle Ehre, denn er war aufgrund eines Feiertages wirklich frei und bescherte uns somit ein verlängertes Wochenende. Um dies zu nutzen, traten Daniel, Alex, Silvi und ich einen Kurztrip nach Hampi an. Die ca. 8-stündige Fahrt legten wir bequem in einem klimatisierten Nacht- bzw. Schlafbus (Sleeper Coach) zurück. Natürlich nicht ohne uns vorher mit Biryani und Bier zu stärken.
In der Früh in Hospet angekommen wurden wir natürlich schon von Rikschafahrern empfangen, die, sobald wir nur aus dem Bus gestiegen waren, uns ihre überteuerten Fahrpreise für die Weiterfahrt nach Hampi anboten. Doch statt die verlangten 200 Rupien (3 EUR) pro Person zu zahlen, legten wir die 15 km lieber in einem öffentlichen Bus zurück und zwar für 15 Rupien (0,22 EUR) pro Kopf. So hatten wir auch noch die Gelegenheit, einige unserer jüngeren Mitfahrer näher kennenzulernen.
Nach der Ankunft am Zielort war es dann erst einmal Zeit für ein anständiges Frühstück in einem der nett dekorierten Lokale. Drinnen fanden wir auch eine touristische Brillenschlange und davor einige indische Brillenschlangen. Letztere tanzten zum Gedudel ihres Schlangenbeschwörers, obwohl sie ja angeblich taub sind.
Auf dem Weg zum Fluss stellten sich ein paar Inder in traditionellen Wanderpredigergewändern für Gruppenfotos zur Verfügung, nachdem man ihnen einen „kleinen“ Betrag gespendet hatte.
Über die Spenden wurde von den Kostümierten natürlich Buch geführt und als ich dasselbe vorgehalten bekam, konnte ich sehen, wie manch ahnungsloser Touri satte 500 Rupien dafür zahlte und das ganze auch noch mit seinem Namen und Herkunftsland quittierte. Schließlich trug sich Daniel als „Hans“ und ich darunter als „Wurst“ aus „Germany“ ein und bezahlte ohne schlechtes Gewissen 100 Rupien.
Am Flussufer konnten wir einen badenden Elefanten beobachten, der sich gerade von seinen menschlichen Begleitern abbürsten und waschen ließ.
Wie wir später mitbekamen, gehörte das Bad zu einem Ritual, das sich täglich wiederholen sollte.
Fast so cool wie Silvi mit ihrer Sonnenbrille war die Aussicht auf Hampi vom gegenüberliegenden Flussufer aus, nachdem wir mit der Fähre übergesetzt hatten.
Von unserem Mowgli Guest House aus konnten wir abermals den traumhaften Ausblick auf die idyllische Landschaft mit ihren satten grünen Reisfeldern und Kokospalmen genießen, auch wenn die Temperaturen um die Mittagszeit die 40-Grad-Marke schon weit überschritten hatten.
Den Rest des Tages wollten wir nutzen, um die nähere Umgebung per Moped zu erkunden. Dazu begaben wir uns zu einem Verleiher unseres Vertrauens, der uns ohne Führerschein und Helm sofort ein paar Gefährte zur Verfügung stellte und diese auch sogleich mit 2-Takt-Gemisch aus PET-Flaschen auftankte.
Trotz des Spritpreises von 90 Rupien pro Liter fiel es uns schwer, behutsam mit dem Gashahn umzugehen und so knatterten wir durch die Prärie als ob es kein morgen gäbe. Unterwegs sprang bei meiner Maschine sogar der Zündschlüssel aus seinem Schloss und verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen.
So manch Bauer auf seinem Feld ließ die Sache da deutlich ruhiger angehen und suchte zum Chillen lieber den Schatten eines Baumes auf.
Bevor es bei uns so weit war, trafen wir uns noch mit Silvis gerade angekommenen Freundinnen auf der anderen Flussseite zum Abendessen. Als wir uns später auf den Rückweg zu unserer Unterkunft machten, war es schon eine Weile dunkel und die letzte Fähre schon lange weg. Deshalb waren wir auf den etwas teureren Fährdienst eines „Privatunternehmers“ angewiesen, der uns schließlich doch noch durch die stockfinstere Nacht in seinem runden Holzboot über den Strom ruderte.
Am nächsten Tag machte sich eine frisch gegründete TVS-Moped-Gang auf, um das bisher noch verschonte Flussufer zu verunsichern. Als Erkennungszeichen fand sich schnell ein Dauerhupton, der sich stufenlos in der Tonhöhe variieren ließ, je nachdem, welche Motordrehzahl man gerade (bei gedrückter Hupe) über seinen Gashahn abrief. So fuhren wir an diesem Tag vergnügt einige wirklich sehenswerte Ruinen und Tempel in der Umgebung ab.
In einem davon zauberten die einfallenden Sonnenstrahlen ein paar interessante Lichteffekte in die Dunkelheit. Nachdem wir gegen Abend unsere Mofas zurückgegeben hatten, blieb uns nur noch auf einen nahe gelegenen Hügel zu klettern und den Sonnenuntergang zu bewundern. Denn besonders in den Morgen- und Abendstunden zeigt sich die wahre Magie Hampis, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll belegen…
Nach einer typisch indischen Eimer-Dusche in einem öffentlichen Wasch- und Toilettenhäuschen waren wir wieder frisch und bereit für unser vorerst letztes Abendessen in Hampi. Denn noch in der selben Nacht ging es schon wieder zurück zum Busbahnhof von Hospet und von dort weiter nach Bangalore.
Und die Moral von der Geschicht? Ja, die könnt ihr dem Aufkleber auf dem Heck dieser Rikscha hier entnehmen… ;-)