Dienstag, 27. März 2012

Magic Hampi


Der vergangene Freitag machte seinem Namen alle Ehre, denn er war aufgrund eines Feiertages wirklich frei und bescherte uns somit ein verlängertes Wochenende. Um dies zu nutzen, traten Daniel, Alex, Silvi und ich einen Kurztrip nach Hampi an. Die ca. 8-stündige Fahrt legten wir bequem in einem klimatisierten Nacht- bzw. Schlafbus (Sleeper Coach) zurück. Natürlich nicht ohne uns vorher mit Biryani und Bier zu stärken.

In der Früh in Hospet angekommen wurden wir natürlich schon von  Rikschafahrern empfangen, die, sobald wir nur aus dem Bus gestiegen waren, uns ihre überteuerten Fahrpreise für die Weiterfahrt nach Hampi anboten. Doch statt die verlangten 200 Rupien (3 EUR) pro Person zu zahlen, legten wir die 15 km lieber in einem öffentlichen Bus zurück und zwar für 15 Rupien (0,22 EUR) pro Kopf. So hatten wir auch noch die Gelegenheit, einige unserer jüngeren Mitfahrer näher kennenzulernen.

Nach der Ankunft am Zielort war es dann erst einmal Zeit für ein anständiges Frühstück in einem der nett dekorierten Lokale. Drinnen fanden wir auch eine touristische Brillenschlange und davor einige indische Brillenschlangen. Letztere tanzten zum Gedudel ihres Schlangenbeschwörers, obwohl sie ja angeblich taub sind.

Auf dem Weg zum Fluss stellten sich ein paar Inder in traditionellen Wanderpredigergewändern für Gruppenfotos zur Verfügung, nachdem man ihnen einen „kleinen“ Betrag gespendet hatte.
Über die Spenden wurde von den Kostümierten natürlich Buch geführt und als ich dasselbe vorgehalten bekam, konnte ich sehen, wie manch ahnungsloser Touri satte 500 Rupien dafür zahlte und das ganze auch noch mit seinem Namen und Herkunftsland quittierte. Schließlich trug sich Daniel als „Hans“ und ich darunter als „Wurst“ aus „Germany“ ein und bezahlte ohne schlechtes Gewissen 100 Rupien.

Am Flussufer konnten wir einen badenden Elefanten beobachten, der sich gerade von seinen menschlichen Begleitern abbürsten und waschen ließ.
Wie wir später mitbekamen, gehörte das Bad zu einem Ritual, das sich täglich wiederholen sollte.

Fast so cool wie Silvi mit ihrer Sonnenbrille war die Aussicht auf Hampi vom gegenüberliegenden Flussufer aus, nachdem wir mit der Fähre übergesetzt hatten.


Von unserem Mowgli Guest House aus konnten wir abermals den traumhaften Ausblick auf die idyllische Landschaft mit ihren satten grünen Reisfeldern und Kokospalmen genießen, auch wenn die Temperaturen um die Mittagszeit die 40-Grad-Marke schon weit überschritten hatten.






Den Rest des Tages wollten wir nutzen, um die nähere Umgebung per Moped zu erkunden. Dazu begaben wir uns zu einem Verleiher unseres Vertrauens, der uns ohne Führerschein und Helm sofort ein paar Gefährte zur Verfügung stellte und diese auch sogleich mit 2-Takt-Gemisch aus PET-Flaschen auftankte.

Trotz des Spritpreises von 90 Rupien pro Liter fiel es uns schwer, behutsam mit dem Gashahn umzugehen und so knatterten wir durch die Prärie als ob es kein morgen gäbe. Unterwegs sprang bei meiner Maschine sogar der Zündschlüssel aus seinem Schloss und verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen.
So manch Bauer auf seinem Feld ließ die Sache da deutlich ruhiger angehen und suchte zum Chillen lieber den Schatten eines Baumes auf.
Bevor es bei uns so weit war, trafen wir uns noch mit Silvis gerade angekommenen Freundinnen auf der anderen Flussseite zum Abendessen. Als wir uns später auf den Rückweg zu unserer Unterkunft machten, war es schon eine Weile dunkel und die letzte Fähre schon lange weg. Deshalb waren wir auf den etwas teureren Fährdienst eines „Privatunternehmers“ angewiesen, der uns schließlich doch noch durch die stockfinstere Nacht in seinem runden Holzboot über den Strom ruderte.



Am nächsten Tag machte sich eine frisch gegründete TVS-Moped-Gang auf, um das bisher noch verschonte Flussufer zu verunsichern. Als Erkennungszeichen fand sich schnell ein Dauerhupton, der sich stufenlos in der Tonhöhe variieren ließ, je nachdem, welche Motordrehzahl man gerade (bei gedrückter Hupe) über seinen Gashahn abrief. So fuhren wir an diesem Tag vergnügt einige wirklich sehenswerte Ruinen und Tempel in der Umgebung ab.




In einem davon zauberten die einfallenden Sonnenstrahlen ein paar interessante Lichteffekte in die Dunkelheit. Nachdem wir gegen Abend unsere Mofas zurückgegeben hatten, blieb uns nur noch auf einen nahe gelegenen Hügel zu klettern und den Sonnenuntergang zu bewundern. Denn besonders in den Morgen- und Abendstunden zeigt sich die wahre Magie Hampis, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll belegen…





Nach einer typisch indischen Eimer-Dusche in einem öffentlichen Wasch- und Toilettenhäuschen waren wir wieder frisch und bereit für unser vorerst letztes Abendessen in Hampi. Denn noch in der selben Nacht ging es schon wieder zurück zum Busbahnhof von Hospet und von dort weiter nach Bangalore.






Und die Moral von der Geschicht? Ja, die könnt ihr dem Aufkleber auf dem Heck dieser Rikscha hier entnehmen… ;-)




Montag, 12. März 2012

Die Kinder von Ananya


Ananya ist eine Ganztagsschule für sozial benachteiligte Kinder am Rande von Bangalore, die sich allein über Spenden finanziert. Die meisten Kinder kommen aus sehr armen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Es sind Kinder von Gemüsehändlern, Blumenverkäufern, Hauspersonal, Bauarbeitern, Kleinhändlern, Zimmerleuten und Wachmännern. Die Mehrheit der Kinder gehört zu einer Generation, die zum ersten Mal überhaupt eine Schule besucht. Ihre Eltern, selbst meist Analphabeten, verdienen im Schnitt nur etwa 2.000 Rupien pro Monat (knapp 30 EUR) und leben in provisorischen Häusern bzw. kleinen Hütten ohne sanitäre Einrichtungen oder Strom und Wasser.

Auf dieses Projekt aufmerksam machte uns Silvia, eine deutsche Abiturientin in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr, die Daniel bei der Ausländermeldebehörde kennengelernt hatte.
Am Sonntag wurde anlässlich des 14. Jahrestages der Einrichtung ein kleines Fest gegeben, zu dem wir neben den Eltern und weiteren Gästen eingeladen waren. Silvi hatte sich zur Feier des Tages extra einen grünen Sari zugelegt.

Auf dem wunderschön angelegten Campus unter Palmen konnten wir die Klassenräume und Wohnhütten der Kids anschauen. Zwischen den Bäumen hatten sie an Wäscheleinen eine ganze Reihe von Wandzeitungen aufgehängt, um stolz ihr bereits gelerntes Wissen zu präsentierten.
Neben Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik lernen die Kinder hier auch den Umgang mit dem Computer und treiben zusammen in der Gruppe Sport. Einige trainieren sogar für die Teilnahme an einen Halbmarathon.

Als Highlight des Tages gab es eine Theateraufführung, die die Kinder einstudiert hatten. Gezeigt wurden „Der Zauberer von Oz“ und ein weiteres, einheimisches Märchen. Es war wirklich rührend zu sehen, wie die Kinder voll und ganz in ihren Rollen aufgingen und diese ausdrucksstark und in flüssigem Englisch vortrugen. Auch die mit viel Liebe zum Detail selbstgebastelten Kostüme verdienten unsere volle Anerkennung.



Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Bazar, bei dem die Kinder ihre liebevoll selbstgebastelten Handarbeiten verkauften. Natürlich haben Daniel und ich uns auch ein paar schöne Stücke ausgesucht.

An dieser Stelle möchte ich Silvia für diese Einblicke danken und den Kindern von Ananya alles Gute für die Zukunft wünschen. Wen es interessiert, der kann auch auf der Internetseite des Projektes vorbeischauen:

http://ananyaposts.blogspot.in

Freitag, 9. März 2012

Holi-Fest in Hosur


Der Beginn des Sommers wird in Indien traditionell mit einer Reihe von Festen gefeiert, so auch das Holi Festival, bei dem man sich mit bunten Farbpulvern bewirft bzw. sie sich ins Gesicht schmiert.

Dieses Spektakel wollten sich Daniel, Alexander und ich gestern mal von der Nähe anschauen und so gingen wir abends nach der Arbeit auf das Festgelände unterhalb des Tempels von Hosur. 
Wie wir jedoch vorher noch erfuhren, war das Farbwerfen wohl schon vorbei, da es, wenn überhaupt, nur vormittags veranstaltet werden würde. Es sei in Nordindien wohl verbreiteter.  
Nichts desto trotz begaben wir uns ins Getümmel. Hinein in eine ausgelassene Menschenmenge, die sich durch die Straßen schob, vorbei an Fahrgeschäften, fliegenden Händlern, Gauklern und Sadhus. Ein besonderer Vertreter davon geißelte sich selbst, indem er sich Metallhaken durch die Haut seines missgebildeten Rückens gejagt hatte, um daran befestigt ein bunt geschmücktes Wägelchen hinter sich herzuziehen.
Diese Menschen sind tief religiös und haben ihr Schicksal selbst so gewählt, leben sie doch ausschließlich von den Spenden ihrer Mitmenschen. Doch diese sind von deren religiöser Hingabe oft inspiriert und geben gern etwas.
Aber auch Daniel ließ sich segnen, indem er sich von einem Elefanten den Rüssel auf den Kopf legen ließ und dem Besitzer dafür einen kleinen Obolus entrichtete.
Wir gingen weiter auf die Türme zu, die wir von weitem aus der Menge ragen sahen und wunderten uns, dass sie sich langsam bewegten. Hier hatten wir es mit hölzernen Türmen auf Rädern zu tun, in deren Inneren Menschen umherkletterten und ab und zu Bananen in die Menge warfen. Es handelte sich quasi um mobile Tempel (so genannte Raths).

Um der dichten und lautstarken Menge zu entkommen, in der einige permanent auf Tröten herumbliesen, erklommen wir den Tempelberg. Dabei konnten wir noch weitere Bettler beobachten, die irgendwo auf dem Gehweg lagen oder saßen. 
Auch wenn diese Bilder einige ungeübte westliche Augen schockieren mögen, so gehören sie nun einmal zum indischen Straßenbild und zur Gesellschaft. 

Kurz nach Anbruch der Dunkelheit beschlossen wir wieder hinabzusteigen und konnten uns nach einem kurzen Irrweg wieder zu unserem Wagen durchschlagen und den Heimweg antreten.