Der Beginn des Sommers wird in Indien traditionell mit
einer Reihe von Festen gefeiert, so auch das Holi Festival, bei dem man sich
mit bunten Farbpulvern bewirft bzw. sie sich ins Gesicht schmiert.
Dieses Spektakel wollten sich Daniel, Alexander und ich
gestern mal von der Nähe anschauen und so gingen wir abends nach der Arbeit auf
das Festgelände unterhalb des Tempels von Hosur.
Wie wir jedoch vorher noch erfuhren, war das Farbwerfen
wohl schon vorbei, da es, wenn überhaupt, nur vormittags veranstaltet werden
würde. Es sei in Nordindien wohl verbreiteter.
Nichts desto trotz begaben wir uns ins Getümmel. Hinein
in eine ausgelassene Menschenmenge, die sich durch die Straßen schob, vorbei an
Fahrgeschäften, fliegenden Händlern, Gauklern und Sadhus. Ein besonderer
Vertreter davon geißelte sich selbst, indem er sich Metallhaken durch die Haut
seines missgebildeten Rückens gejagt hatte, um daran befestigt ein bunt geschmücktes
Wägelchen hinter sich herzuziehen.
Diese Menschen sind tief religiös und haben
ihr Schicksal selbst so gewählt, leben sie doch ausschließlich von den Spenden
ihrer Mitmenschen. Doch diese sind von deren religiöser Hingabe oft inspiriert und geben gern etwas.
Aber auch Daniel ließ sich segnen, indem er sich von
einem Elefanten den Rüssel auf den Kopf legen ließ und dem Besitzer dafür einen
kleinen Obolus entrichtete.
Wir gingen weiter auf die Türme zu, die wir von weitem
aus der Menge ragen sahen und wunderten uns, dass sie sich langsam bewegten.
Hier hatten wir es mit hölzernen Türmen auf Rädern zu tun, in deren Inneren
Menschen umherkletterten und ab und zu Bananen in die Menge warfen. Es handelte
sich quasi um mobile Tempel (so genannte Raths).
Um der dichten und lautstarken
Menge zu entkommen, in der einige permanent auf Tröten herumbliesen, erklommen
wir den Tempelberg. Dabei konnten wir noch weitere Bettler beobachten, die
irgendwo auf dem Gehweg lagen oder saßen.
Auch wenn diese Bilder einige ungeübte westliche Augen schockieren mögen, so gehören sie nun einmal zum indischen Straßenbild und zur Gesellschaft.
Kurz nach Anbruch der Dunkelheit beschlossen wir wieder
hinabzusteigen und konnten uns nach einem kurzen Irrweg wieder zu unserem Wagen
durchschlagen und den Heimweg antreten.
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