Samstag, 14. Juli 2012

Rundreise durch Südindien


Endlich Urlaub! Endlich die Familie wiedersehen und das diesmal sogar hier in Indien!
Natürlich brauchten sie nach dem langen Flug und der Zeitumstellung erst einmal ein Nickerchen. Doch gleich im Anschluss ging es auf eine kleine Erkundungstour durch Bangalore. Ramesh navigierte sicher durch den chaotischen Verkehr, an den ich mich schon so gewöhnt habe. Es ging erst einmal zum Bangalore Palace, neben dem gerade anlässlich des deutsch-indischen Jahres eine Messe deutscher Unternehmen in Indien stattfand.
Natürlich gab es auch einen Biergarten, nur leider war das deutsche Erdinger-Bier noch nicht eingetroffen und so musste das gute alte Kingfisher als Ersatz herhalten. Im Anschluss legten wir noch einen kurzen Besichtigungsstopp in der UB City ein, bevor es zum Abendessen ins Barbeque Nation ging.
Dort kann man seine Minispieße überm Holzkohlegrill direkt am Tisch grillen. Bis auf wenige Ausnahmen kamen meine Gäste auch ganz gut mit der Schärfe zurecht.

Am nächsten Tag stand schon der erste Inlandsflug nach Cochin an. In der Stadt mit ihren portugiesischen Wurzeln fielen uns sofort die vielen Marmorhändler auf, die ihre Ware in allen Farben anboten.
Unser Hotel lag im Viertel Fort Cochin, welches uns mit seinen engen, im Kolonialstil gehaltenen Gassen, den chinesischen Fischernetzen sowie den Gewürz- und Antiquitätenhändlern beeindrucken konnte.










Am nächsten Tag ging es weiter nach Aleppey zur Hausbootfahrt auf den Backwaters. Dieses System aus künstlich angelegten Wasserstraßen schlängelt sich zwischen den satt-grünen Reisfeldern und Palmen bis ins Hinterland von Kerala.
An Bord sorgte die dreiköpfige Crew für unser leibliches Wohl. Besonders unser Koch verstand es, aus seiner Kombüse gar köstliche Speisen zu zaubern. So ließ es sich prima relaxen, während fast lautlos die Landschaft an uns vorüber zog. Das Leben in den Backwaters findet auf und neben dem Wasser statt: Lastkäne, Fähren, direkt am Ufer befindliche Kirchen, Farmen und Schulen prägten das Bild. Letzterer mussten wir schon deshalb einen Besuch abstatten, weil meine Mutter als Lehrerin die Bedingungen vor Ort sehr interessierten. Nach einer Nacht auf dem Boot setzten wir unsere Reise nach Munnar fort.
Die Landschaft dort ist durch und durch vom Teeanbau geprägt. Die üppig grünen Teeplantagen ziehen sich die Berge der Westghats hinauf und sind eine wahre Augenweide. Von der Staumauer des Mattupetty-Dammes konnten wir aus der Ferne sogar eine kleine Familie wildlebender Elefanten erspähen. Tags darauf auf unserem Weg nach Thekkady trafen wir dann auf einen dressierten Dickhäuter bei der Arbeit.

Er wurde dazu eingesetzt, Baumstämme einen Hügel hinaufzuziehen, was ihm spielend leicht von der Hand (bzw. vom Rüssel) zu gehen schien.

Im Elefanten-Camp in Thekkady konnten wir schließlich auf einem seiner Artgenossen reiten und Tom nahm sogar ein Bad zusammen mit seinem Jumbo.


Weiter ging es nach Madurai, einer der ältesten Städte Südindiens. Am nächsten Morgen standen die Besichtigung des Palastes und des Minakshi-Tempel auf dem Programm. Dort begegnete uns wieder ein Elefant, der gegen einen kleinen Obolus an seinen Besitzer, einem zur Segnung den Rüssel aufs Haupt legte. Es war ein merkwürdiges aber nicht unangenehmes Gefühl dieses schwere fleischige Ding auf dem Kopf zu haben, besonders als er dadurch noch ausatmete und uns damit quasi föhnte.

Auch in Thanjavur gab es einen schönen Tempel zu bestaunen. Der Brihadisvara-Tempel ist UNESCO-Weltkulturerbe und wie es für  Wochenende in Tempeln üblich ist, herrschte auch hier ein reges Treiben. Schließlich wurde auch die riesige Nandi-Statue mit allerlei Opfergaben geweiht.

 Die Stadt ist außerdem bekannt für sein Bronzegießerhandwerk und so stand neben dem Besuch einer Galerie natürlich auch der Besuch bei einer traditionellen Bronzegießerfamilie auf dem Programm.


Den Rest des Tages verbrachten wir im Auto auf dem Weg nach Pondicherry. Die vielen Eindrücke, die wir unterwegs sammeln konnten, lassen sich an dieser Stelle nur schwer beschreiben. Auf der Fahrt durch einige Dörfer gerieten wir z.B. in so manchen Stau, meist weil gerade eine Prozession im Gange und damit die Straße blockiert war. Das ganze wurde oft von lautem Getrommel begleitet, zu dem sich viele der Umzugsteilnehmer in Ekstase tanzten.


In Pondicherry, der französischen Koloniestadt, unternahmen wir einen Spaziergang entlang der Uferpromenade und durch das Französische Viertel mit seiner gut erhaltenen Kolonialarchitektur. Auch ein Streifzug durch das Gewusel der großen Bauernmärkte durfte nicht fehlen.
Als europäischer Reisender in Indien ruft man bei den Einheimischen oft Staunen und Neugier hervor, die auch offen gezeigt wird. Das war mir zwar nicht mehr neu, doch auch ich war überrascht, als mir in einer Haupteinkaufsstraße dieser Stadt eine Inderin begegnete, die plötzlich vor mir auf die Knie fiel, um meine Füße zu küssen und mich wie einen Heiligen anzubeten.
Bevor wir unsere weitere Fahrt die Ostküste hinauf fortsetzten, machten wir noch einen kleinen Abstecher ins nahe gelegene Dorf Auroville. Dieses Projekt hauptsächlich westlicher Aussteiger und Spiritueller verfolgt das Ziel, neue Formen des Zusammenlebens und des Umgangs mit der Umwelt aus ganzheitlicher Sicht zu erforschen. Die Gemeinde ist in einem wunderschön angelegten und sehr gepflegten Park gelegen, herausstechendes Zentrum bildet ein kugelrunder Kuppelbau, in dem sich ein Meditationszentrum befindet. Dieses kann man als Besucher zwar nicht betreten, doch eignet sich dieses Fotomotiv hervorragend für allerlei kleiner Späßchen. ;-)
Die Strapazen der bisherigen Reise waren schnell vergessen, als wir in unserem Resort in Mamallapuram ankamen. Die sehr schön gestaltete Anlage mit direktem Zugang zum Privatstrand und seinem üppigen Pool luden ein, länger zu bleiben.
Nicht weit vom Hotel gab es eine interessante Tempelanlage aus dem 7. Jahrhundert zu entdecken. Dort befinden sich beeindruckende monolithische Tempel (die „Fünf Rathas“) und Höhlen, d.h. diese wurden aus einem einzigen großen Fels heraus gemeißelt. Der nahe gelegene Küsten-Tempel wurde wiederum herkömmlich gebaut und faszinierte dennoch in der Abenddämmerung - ebenso wie der „Butterball Krishnas“. Wie man sieht, versuchte ich, diesen kugeligen Fels den Hang runterzurollen. Leider vergeblich.












In Chennai bestiegen wir am nächsten Tag den Flieger nach Port Blair auf den Andamanen. Diese zu Indien gehörende Inselgruppe ist touristisch noch nicht sonderlich erschlossen. So kann man an noch relativ unberührten Stränden baden, schnorcheln und tauchen - vorausgesetzt man achtet auf die Krokodile.

Am nächsten Morgen nahmen wir die Fähre nach Havelock, einer der beliebtesten Urlaubsinseln der Region. Palmen, Sonne, und traumhafte menschenleere Stände empfingen uns - einfach paradiesisch. Mit den von uns gemieteten Motorollern ließ sich bequem die komplette Insel erkunden.
Nach ein paar faulen Tagen am Strand, beim Schnorcheln und beim (erfolgreichen) Angeln war es an der Zeit nach Bangalore zurückzukehren.






Von dort aus unternahmen wir tags darauf einen Abstecher nach Krishnagiri, wo uns Arbeitskollege Sunder in die von seinem Bruder geleitete Schule einlud. In einer eher ländlichen Gegend gelegen, beherbergt die Privatschule alle Klassen von der Vorschule bis zur Oberstufe und schon die Jüngsten lernen drei Sprachen parallel (Tamil, Hindi und Englisch). Auch staunten wir über die moderne Ausstattung der Klassenräume.

 Fast alle sind mit internetfähigen Multimedia-Tafeln ausgestattet, auf denen die Lehrerinnen interaktive Lernprogramme aufrufen können. Alle Kids besitzen darüber hinaus Chipkarten, mit denen sie an einer elektronischen Stechuhr bei Ankunft oder Verlassen des Schulgeländes ein- bzw. ausstempeln, ganz wie in einer richtigen Firma. Die Eltern werden daraufhin sofort per SMS benachrichtigt.

Am letzten Tag unseres
gemeinsamen Urlaubs machten wir noch einen Ausflug nach Mysore. Der dortige Maharaja-Tempel beeindruckte mit seiner opulenten Pracht außen wie innen. Leider ist das Fotografieren drinnen nicht gestattet, weshalb sich jeder der das jetzt hier liest selbst ein Eindruck davon verschaffen sollte. Ein weiteres Highlight ist, dass der Palast jeden Sonntagabend und jeden zweiten Samstag von über 80.000 Glühbirnen hell erleuchtet wird.




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