Sonntag, 20. Januar 2013

Kirans Hochzeit


Das wurde aber auch Zeit! Mit 27 Jahren gab es nun wirklich kein Zurück mehr für meinen lieben Teamkollegen und Freund Kiran, endlich in den Hafen der Ehe einzulaufen. Die Hochzeit wurde arrangiert und minutiös geplant und sollte schließlich im engen Familienkreise in seiner Heimatstadt Miraj stattfinden.

Natürlich nahm ich meine persönliche Pflicht wahr und wohnte der Zeremonie bei. Das heißt einer der Zeremonien, wohl der Hauptzeremonie, denn wie ich später erfuhr standen für das Brautpaar für die nächsten drei Wochen nichts anderes als Zeremonien und Herumreisen auf dem Programm. Verwandschaftsbesuche hier, Tempelbesuche dort und dort und dort auch noch. Allein dafür schon musste sich Kiran drei Wochen lang frei nehmen – Flitterwochen noch nicht inbegriffen, die sollten später auch noch folgen.

Für mich bedeutete das am Donnerstag erst einmal 13 Stunden Fahrt im Nachtbus, um am nächsten Tag pünktlich zur für Mittag angesetzten Feier vor Ort zu sein. Eine kurze Dusche im Hotel war aber Gott sei Dank vorher noch drin. Auch die Kollegen Chavan und Sandeep waren schon vor Ort und warteten auf mich. Als einziger hellhäutiger im Saal stellte mich Kiran natürlich sogleich seiner und der Familie seiner Braut Sheetal vor. Kurz darauf ging es auch schon los.



Das Paar schritt zunächst die Straße entlang zu einem nahe gelegenen Tempel, gefolgt von einem Spielmannszug und den Familien des Brautpaares. Nachdem dort gemeinsam der Göttin Durga gehuldigt wurde, ging es zurück zum Trausaal. Vor dessen Eingang wurde gleich noch ein kurzer Freudentanz aufgeführt, in den ich gleich mit eingebunden wurde. Schließlich sollte ja ein jeder bei der Feier seinen Spaß haben.


Drinnen wurde die Zeremonie dann fortgesetzt. Die Brautleute stellten sich dabei zunächst jeder auf einen flachen Schemel, dann wurde ihnen ein Tuch vorgehalten, durch das sie getrennt wurden. Währenddessen predigte ein Geistlicher unentwegt ins Mikrophon. Man setzte sich wieder, richtete den Kopfschmuck, stand auf, hob die Braut kurz hoch um sich schließlich und endlich Blumengirlanden um den Hals zu hängen. Die Gäste und ich warfen zwischendurch immer mal wieder ein paar Hände voll Reis auf das Paar. Der Bund der Ehe war damit nun geschlossen.


Im Anschluss war Zeit für Gratulationen der Gäste und gemeinsame Fotoshootings. Bei letzteren musste auch ich einige Male herhalten bis auch jeder Verwandschaftsteil ein eigenes Bild von sich, dem Brautpaar und mir hatte.
Die Mitgift der Braut wurde auf auf einem Treppenregal am Rande der Bühne zur Schau gestellt. Sie bestand hauptsächlich aus Süßigkeiten und der Grundausstattung für den zukünftigen, gemeinsamen Haushalt. Nebenan im Aufenthaltsraum der Braut übten sich schon die Jüngsten beim Schminken.
Meine Begleiter und ich begaben uns dann zum Mittagessen. Das Brautpaar musste damit allerdings noch warten bis auch der letzte Gratulant mit ihnen zusammen abgelichtet war. Es gab traditionell vegetarische Kost, die wie immer sehr mundete und auch abwechslungsreich war.

Es ist für die Gäste üblich, sich gleich nach dem Essen zu verabschieden und so tat auch ich dies, denn mein Bus sollte mich bereits zwei Stunden später wieder zurück nach Bangalore bringen. Bis dahin ließ ich noch das abendliche Treiben auf den Straßen dieser quirligen kleinen Stadt auf mich wirken, von deren Art es sicher noch viele weitere gibt irgendwo in Maharashtra.




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